Ahrens U, Rudack P, Thorwesten L, Fromme A, Mooren F.CH, Völker K
Research article in edited proceedings (conference) | Peer reviewedEinleitung: Nordic-Walking wurde in den 1950er Jahren als Sommertrainingsmethode für Skilangläufer und Biathleten entwickelt. Die Weiterentwicklung der eingesetzten Stöcke verhalf dem Skigang bzw. Pole Walking in den 1990er Jahren zum Durchbruch. 1997 wurde das Nordic-Walking erstmals in Finnland als eigenständige Fitnesssportart vorgestellt. Mittlerweile hat sich diese neue Sportart auch in Deutschland etabliert. Im Vergleich zum Walking verspricht das Nordic-Walking neben der Verbesserung der allgemeinen Ausdauerleistungsfähigkeit aufgrund des Stockeinsatzes auch eine Zunahme der Kraftfähigkeit u.a. der Armmuskulatur. Innerhalb der vorliegenden Studie sollten deshalb die Effekte eines achtwöchigen Nordic-Walking Trainings auf die Ausdauerleistungs- sowie Kraftfähigkeit der Bein- und Armmuskulatur bei untrainierten Personen untersucht werden. Methodik: Insgesamt nahmen 32 Personen an der Untersuchung teil. Das mittlere Alter lag bei 50, 1±12,5 Jahren. Weitere anthropometrische Daten können aus Tabelle 1 entnommen werden. Eingang in die Studie fanden nur Probanden, die keine sportartspezifischen Vorkenntnisse hatten und als untrainiert eingestuft werden konnten. Im Test-Retest-Verfahren wurden Ausdauertests in Form eines Walking-Feldstufentests auf einer 200-m-Hallentartanbahn durchgeführt. Die Anfangsgeschwindigkeit wurde auf 4,6 km/h festgelegt und alle 3 min um 0,4 km/h bis zur Ausbelastung gesteigert. Im Anschluss an jede Belastungsstufe wurden Herzfrequenz (Hf) und Laktatwerte (La) gemessen, woraus sich jeweils eine Pause von ca. 1 min ergab (Abb. 1 ). Die Arm- und Beinkraft wurde mithilfe der isokinetischen Trainingssysteme Moflex und Cybex 6000 ermittelt. Nach einem kurzen standardisierten Warm-up wurde den Probanden die jeweils richtige Bewegungsausführung erklärt und vorgeführt. Die Bewegung zur Erfassung der Armkraft ähnelt dem Stockeinsatz beim NordicWalking. Die Messung wurde bei einer Geschwindigkeit von 0,7 m/s mit 5 Wiederholungen in 3 Serien durchgeführt. Der Messparameter war Arbeit in Nm. Die Messung der Beinkraft erfolgte konzentrisch/konzentrisch mit einer Geschwindigkeit von 60 Winkelgrad/s, 5 Wiederholungen und 3 Serien. Als Messparameter wurden das Drehmomentmaximum (DMM) und die Gesamtarbeit (GA) ermittelt. Während der 8-wöchigen Trainingssequenz nahm jeder der Probanden dreimal pro Woche am Nordic-Walking Training teil. Jede Kursstunde bestand aus einer kurzen Warm-up Phase mit einem gemäßigten Stockeinsatz, einem Ausdauerteil (anfangs ca. 20 min, später 1 h), einer Kräftigungsphase (Übungen aus dem Nordic FitnessKonzept) und der Cooldown Phase (Dehnungs- und Entspannungsübungen). Ergebnisse: Es ließ sich eine jeweils signifikante Steigerung der Vmax, von 7,3 auf 7,5 km/h (p=0,003) sowie der vla3•0 von 6,4 auf 7,2 km/h ermitteln (Abb. 2). Im mittleren Geschwindigkeitsbereich lagen die Retest-Werte signifikant unter den Test-Werten (La 0,5-1,2 mmol/I, Hf 5-10 S/min) (Abb.2). Die relative Kraftentwicklung der Arme konnte signifikant verbessert werden, rechts von 1,6±0,4 Nm/kg auf 1,9±0,4 Nm/kg, links von 1,5±0,3 Nm/kg auf 1,7±0,3 Nm/kg. Für die Beinkraft zeigten sich hinsichtlich des DMM tendenzielle und der GA beidseits signifikante Steigerungen (Abb. 3). Diskussion: Innerhalb der vorliegenden Untersuchung konnte gezeigt werden, dass ein achtwöchiges Nordic-Walking Training zu einer signifikanten Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit bei untrainierten Personen (Steigung von Vla3,0 um 12,4%, Hfla3,0 um 9%) führt. Eine ebenfalls signifikante Zunahme der Ausdauerleistungsfähigkeit (Zunahme der VO2max um 8%) konnte auch Larkin (1992) nach einem 12-wöchigen Training mit moderat trainierten Personen nachweisen. Damit scheint sich der positive Effekt des Nordic-Walking Trainings auf das Herz-Kreislauf-System nicht nur bei gering trainierten Personen auszuwirken. Im Vergleich zur „Schwestersportart" Walking beschrieben Walker, Piers, Putt, Jones und O'Dea (1999) eine Verbesserung der geschätzten VO2max um 25% nach einer 12-wöchigen Walking-Trainingssequenz. Daher scheint der zusätzliche Stockeinsatz zumindest auf die Ausdauerleistungsfähigkeit kaum Einfluss zu haben. Auf der anderen Seite führt der aktive Stockeinsatz bezüglich der Kraftausdauerfähigkeit der Armmuskulatur zu einer signifikanten Zunahme (16%). Dies deckt sich mit den Ergebnissen von Karawan (1992), der sogar eine Steigerung von 37% nachweisen konnte. Zu berücksichtigen ist hierbei jedoch, dass unterschiedliche Messmethoden zur Ermittlung der Kraftausdauer angewendet wurden. Des Weiteren konnte bezüglich der Beinkraft eine signifikante Steigerung der Kraftausdauerfähigkeit (GA) sowie die tendenzielle Verbesserung der Maximalkraft (DMM) in ähnlichen Dimensionen wie beim Walking (White, Yeater, Martin & Rosenberg, 1984) ermittelt werden. Einen positiven Einfluss auf die Ergebnisse scheint neben dem Versuchsaufbau und der hohen Motivation der Teilnehmer auch die ständige Anwesenheit des lnstructors zu haben. Hierdurch konnte eine kontrollierte Belastungssteuerung erfolgen und falsche Bewegungsausführungen korrigiert werden. Nordic-Walking führt ähnlich wie Walking zu einer Verbesserung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit und scheint somit geeignet, möglichen kardiovaskulären Risikofaktoren entgegenzuwirken. Der im Vergleich zum Walking zusätzliche Kraft steigernde Effekt auch auf die obere Extremität trägt zudem zu einer Verbesserung der allgemeinen Fitness bei und erhöht die Wertigkeit der Sportart Nordic-Walking als effiziente Gesundheitssportart.
Thorwesten, Lothar | Institute of Sport and Exercise Sciences |