Langfristige Auswirkungen von Sprunggelenkorthesen auf sport­spezifische Fertigkeiten im Handball

Jerosch J, Thorwesten L, Haverkämper A

Abstract in digital collection (conference) | Peer reviewed

Abstract

Fragestellung: Prospektive Studien haben den pro­phylaktischen Wert von Stabilisierungshilfen am Sprunggelenk bewiesen. Eine präventive Applika­tion wird vom Athleten und Trainer jedoch in der Regel nur dann akzeptiert, wenn keine nachteiligen Einflüsse auf die sportliche Leistungsfähigkeit resul­tiert. Hierzu gibt es in der Literatur unterschiedliche Aussagen, die sich dann jedoch auch nur auf kurz­fristige Effekte beziehen. Ziel der vorliegenden Un­tersuchung war es, eine eventuell vorliegende Be­einflussung auch langfristig zu dokumentieren. Material und Methode: Bei 14 Handballspielen der gleichen Mannschaft wurden die langfristigen Effek­te einer Sprunggelenkorthese auf sportspezifische Fertigkeiten überprüft. Die Hälfte der Mannschaft trug die Orthese beidfüßig für 4 Monate im Training, Wettkampf und bei jeder sonstigen sportlichen Betätigung. Die anderen Mannschaftsmitglieder dienten als Kontrollgruppe und führten dieselben Trainings- und Wettkampfeinheiten ohne Bandage durch. Als Messvariable zur Dokumentation der ko­ordinativen Fähigkeiten diente ein Sprungtest mit Hilfe eines KOMET-Systems, welcher nach einem standardisierten Aufwärmprogramm zu Beginn und zum Ende des Beobachtungszeitraumes jeweils mit und ohne Orthese durchgeführt wurde. Ergebnisse: Im Eingangstest wurde von der Kon­trollgruppe mit angelegter Orthese auf dem Nichtsprungbein mit 26, 15 ± 2,42 sec die schnellste Zeit erzielt. Ohne Orthese betrug die Gesamtsprungzeit 26,78 ± 2,22 sec. Auf dem Sprungbein waren die Zeiten langsamer. Wiederum zeigte die Orthese je­doch einen positiven Effekt (27,21 ± 2,88 sec) im Vergleich zur benötigten Zeit ohne Orthese (27,37 ± 2,56 sec). Beim Abschlusstest erreichten die Pro­banden der Kontrollgruppe wiederum auf dem Nichtsprungbein mit Orthese die beste Zeit (24,81 ± 1,79 sec) gefolgt von dem Sprungbein mit Orthese (25, 11 ± 2,06 sec) und dem Nichtsprungbein ohne Orthese (25,25 ± 2,48 sec). Die langsamste Zeit wurde auch hier mit dem Sprungbein ohne Orthese erzielt (25,45 ± 2,06 sec). Es finden sich somit in al­len Gruppen beim Ausgangstest schnellere Zeiten. Diese Unterschiede erreichen 5% Signifikanz­niveau für das Nichtsprungbein mit Orthese sowie 1 % Signifikanzniveau für das Sprungbein ohne so­wie für beide Beine mit Orthese. In der Testgruppe erzielt beim Eingangstest das Nichtsprungbein mit Orthese die beste Zeit (27,41 ± 2,57 sec), gefolgt vom selben Bein ohne Orthese (27,68 ± 2,07 sec). Das Sprunghein weist beim Eingangstest sowohl mit (28,43 ± 2,83 sec) als auch ohne Orthese (28,52 ± 2,25 sec) langsamere Zeiten auf. Die glei­che Reihenfolge findet sich auch beim Ausgangs­test: Nichtsprungbein mit Orthese (25,58 ± 1,36 sec), Nichtsprungbein ohne Orthese (25,79 ± 2,77 sec), Sprungbein mit Orthese (25,91 ± 2,37 sec) und Sprungbein ohne Orthese (26,46 ± 2,06 sec) Die Unterschiede zwischen Eingangs- und Aus­gangstest waren für das Sprungbein mit und ohne Orthese signifikant (p < 0,05) Beim Nichtsprungbein fanden sich sowohl mit Orthese (p = 0,088) als auch ohne Orthese (p = 0,069) nur tendenzielle Un­terschiede. Es zeigte sich somit, dass sich auch nach 4-monatiger Tragedauer einer Sprunggelenk­bandage beim Sprungtest keine Nachteile ergeben. Es ergaben sich sowohl bei den kurzfristigen als auch bei den langfristigen Effekten sogar Verbes­serungen der sportspezifischen Fähigkeiten im Ver­gleich zur Kontrollgruppe. Fazit: Bei sportlichen Belastungen, die sich durch schnelle Richtungswechsel und Bewegungsabläufe mit häufigen Sprüngen auszeichnen, scheinen langfristig keine negativen Beeinflussungen durch die Anlage von Sprunggelenkorthesen vorzuliegen

Details about the publication

StatusPublished
Release year2000
Language in which the publication is writtenGerman
Conference48. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e.V., Baden-Baden, undefined

Authors from the University of Münster

Thorwesten, Lothar
Institute of Sport and Exercise Sciences