Propriozeption des Schultergelenkes bei gesunden Probanden

Jerosch J, Thorwesten L

Research article (book contribution)

Abstract

Bei 27 freiwilligen schultergesunden Probanden (9 Frauen, 18 Männer) im Alter von 22-36 Jahren wurden propriozeptive Fähigkeiten des Schultergelenkes untersucht. Die Probanden wurden aufgefordert verschiedene Gelenkstellungen mit und ohne visueller Kontrolle einzunehmen. Die entsprechende Gelenkposition wurde jeweils vor jeder Messung durch den Probanden eingenommen und durch den Untersucher kontrolliert. Die Messungen wurden für die dominante und für die nicht dominante Seite mit der Möglichkeit der visuellen Kontrolle durchgeführt und nach dem Ausschalten der visuellen Kontrollmöglichkeit durch einen Sichtschutz erneut wiederholt. Aus der Neutral-Null-Position heraus wurden die folgenden Gelenkstellungen gemessen: 50°, 100° und 150° Abduktion in der Skapulaebene, 50°, 100°, 150° Flexion, +45°, 0°, -45° Rotation in 90° Abduktion. Die Untersuchungen wurden mit einem Bewegungsanalysesystem mit reflektierenden passiven Markern (Kinemetrix) durchgeführt. Es fanden sich die deutlichsten Unterschiede beim Vergleich der Meßwerte mit und ohne visueller Kontrollmöglichkeit der Gelenkstellung. Hierbei zeigten sich unter Ausschaltung der visuellen Kontrolle sowohl für die Flexion als auch für die Extension deutlich schlechtere Werte in den unteren Bewegungsbereichen (50°). In diesem Bewegungsbereich ergaben sich hochsignifikante Unterschiede zwischen den Messungen mit und ohne visueller Kontrolle. Auch bei der Hochrotation zeigten sich diese Tendenzen. Während sich bei Außenrotation in 90° Abduktion kaum Unterschiede zwischen der Einstellung mit/ohne visueller Kontrolle zeigten, ergaben sich in der Neutralrotation sowie in Innenrotation signifikante Differenzen. Deutlich bessere Ergebnisse als das Gesamtkollektiv hatten zwei besonders koordinativ geschulte Probanden. Die Analyse der Ergebnisse hinsichtlich der dominanten und nicht dominanten Extremität ergab keinerlei nennenswerte Unterschiede, gleiches galt für die Geschlechtsabhängigkeit. Klinische Relevanz: Im Rahmen unserer Untersuchung fanden wir nur eine geringe Varianz der propriozeptiven Fähigkeiten bei schultergesunden Probanden. Dieses zeigt eine hohe Konstanz der Tiefensensibilität des gesunden Schultergelenkes.

Details zur Publikation

Publisher: Jerosch J, Steinbeck J
Book title: Aktuelle Konzepte der Diagnostik und Therapie des instabilen Schultergelenkes
Release year: 1994
Publishing company: Shaker
ISBN: 3-8265-0305-8
Language in which the publication is writtenGerman
Event: Aachen