Die Macht der Medien in der Demokratie – Zum Wandel von wissenschaftlichen Perspektiven, realweltlichen Konstellationen und subjektiven Perzeptionen.

Marcinkowski F, Pfetsch B

Research article (book contribution)

Abstract

Der Beitrag diskutiert drei Fragen: Was ist „Mediendemokratie“, welche Folgen hat sie und wie verändert sie sich? Im ersten Teil setzen wir uns mit der Begrifflichkeit und der Theoretisierung dieser Form von Demokratie und auseinander. Die materielle Problemlage ist hier, dass Demokratie einerseits auf unabhängige Massenkommunikationsmittel nicht verzichten kann, um ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Andererseits greift die Wirkungsmacht der Medien grundlegend in den politischen Prozess ein und der Missbrauch von Medien verkehrt den Sinn von Demokratie ins Gegenteil. Die politikwissenschaftliche Problemlage ist, dass sich die Forschung lange Zeit darauf konzentriert hat, die unterschiedlichsten Erscheinungsformen und Ambivalenzen der Mediendemokratie zu beschreiben. Eine Schwäche vieler Arbeiten ist aber, dass sie in der Unschärfe des Begriffes verharren und Mediendemokratie gleichsam zur Allerweltskategorie der Beschreibung von Demokratiedefiziten wird. In dieser Situation erscheint uns eine Sortierung und eine theoretischen Rahmung des Begriffs angebracht. Im zweiten Teil des Aufsatzes befassen wir uns mit möglichen Folgen der Medialisierung von Politik auf die Akteure selbst. Politische Medieneffekte werden insbesondere als Einflussüberzeugungen und Machtwahrnehmungen von Politikern für deren Kommunikation wirksam. Die Kommunikationswissenschaft beschreibt solche Effekte als Third Person Effekteoder alsInfluence of presumed media influence(Davison 1996; Gunther & Storey 2003). Die Fragen lauten, welche Einflußpotentiale scheiben sich politische Akteure und Medien gegenseitig zu und was bedeuten diese Beurteilungen für deren Verhalten und schließlich für die demokratischen Performanz? Wir diskutieren hier die Befunde von neueren Untersuchungen zu Einflußüberzeugungen von Politikern in Deutschland und reflektieren auf die politische Kommunikationskultur in Berlin und mögliche Folgen für die Politikvermittlung. Im dritten und abschließenden Teil des Beitrages diskutieren wir die Frage, ob die Mediendemokratie mit ihren eingespielten Ritualen der Repräsentation und Kommunikation von Politik möglicherweise als ein Auslaufmodell betrachtet werden muss. Wie verändert sich die politische Kommunikation durch die gegenwärtigen Prozesse des radikalen Medienwandels? Hier befassen wir uns insbesondere mit der These, dass die Onlinemedien neue Horizonte der Partizipation und Repräsentation ermöglichen. Demgegenüber steht die Vermutung, dass das Internet die bisher beobachtbaren Problempotentiale der Mediendemokratie eher verschärft, anstatt der Demokratie ganz neue Perspektiven zu eröffnen.

Details zur Publikation

Publisher: Czerwick E
Book title: Politische Kommunikation in der repräsentativen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland.
Pages: 16
Release year: 2013
Publishing company: Springer VS
Language in which the publication is writtenGerman
Event: Wiesbaden