Lehrkräfteurteile über Schüler:innenmotivation durch kognitives Feedback ändern

Grunddaten zum Vortrag

Art des Vortrags: wissenschaftlicher Vortrag
Namen der Vortragenden: Beck, J., Dutke, S., & Utesch, T.
Datum des Vortrags: 20.09.2023
Vortragssprache: Deutsch

Informationen zur Veranstaltung

Name der Veranstaltung: 19. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie
Ort der Veranstaltung: Kiel

Zusammenfassung

Um Schüler:innen individualisiert unterrichten zu können, sollten Lehrkräfte die Lernvoraussetzungen ihrer Schüler:innen kennen. Schüler:innenmotivation gilt als wichtige Lernvoraussetzung. Allerdings zeigen Lehrkräfte geringe Übereinstimmungen mit ihren Schüler:innen, wenn sie deren Motivation einschätzen (r = .18, Urhahne & Wijnia, 2021). Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass Lehrkräfte in ihren Urteilen andere Informationen (Cues) nutzen, als Schüler:innen es tun. Lehrkräfte achten eher auf Cues wie Leistung, Geschlecht oder Migrationshintergrund, jedoch weniger auf motivational relevante Variablen, wie Lern- oder Leistungsziele. Das Ziel dieser Studie ist es, Lehrkräfte mit der eignen Cue-Nutzung zu konfrontieren (Feedback) und Möglichkeiten aufzuzeigen, Cues anders zu nutzen. Dafür werden Lehrkräfte in 3 Gruppen eingeteilt. Lehrkräfte in EG1 erhalten Feedback zur Nutzung relevanter Cues (hier: Zielorientierungen der Schüler:innen), in EG2 zur Nutzung wenig relevanter Cues (hier: Geschlecht, Migrationshintergrund, Schulnoten in Deutsch und Mathematik) und in der KG kein Feedback. Wir nehmen an, Lehrkräfte in EG1 nutzen die Cues stärker als zuvor und im Vergleich zur KG; in EG2 schwächer als zuvor und im Vergleich zur KG. Zusätzlich nehmen wir an, dass die Anwendung metakognitiver Lernstrategien (Planen, Monitoring, Regulation) Lehrkräften hilft, das Feedback besser zu verstehen und ihre eigene Cue-Nutzung zu verändern. N = 96 Lehrkräfte schätzen dafür die Motivation von mindestens 20 ihrer Schüler:innen (Sekundarstufe I) ein („Wie motiviert ist Schüler:in XY zur Zeit in der Schule?“, 7-Punkt Likert-Skala von „wenig motiviert“ bis „sehr motiviert“). Schüler:innen machen Angaben zu Zielorientierungen (SELLMO), Geschlecht, Migrationshintergrund und Schulnoten. Lehrkräfte erhalten zwei Wochen nach den Einschätzungen Feedback. Das Feedback umfasst Informationen zum Linsenmodell (Brunswik, 1956) für Motivationsurteile sowie Bedeutung und Veränderbarkeit der Cue-Nutzung. Die Anwendung metakognitiver Lernstrategien wird mit den LIST-K erfragt. Zielorientierungen der Schüler:innen und Motivationseinschätzungen der Lehrkräfte werden zwei Wochen später erneut erfragt. Die Hypothesen werden mit kreuzklassifizierten gemischten Modellen geprüft. Lernstrategien werden als Moderatorvariable aufgenommen. Die Ergebnisse werden im Mai vorliegen und auf der Tagung präsentiert. Sie werden Aufschluss über die Wirksamkeit von Feedback über eigene Cue-Nutzungen bei schulalltäglichen Urteilen geben. Damit können sie zur Professionalisierung von Lehrkräften im Hinblick auf Diagnostische Kompetenz beitrage. Führen metakognitive Lernstrategien zu einer positiven Veränderung der eigenen Cue-Nutzung, so können die im Symposium vorgestellten Interventionen zur Förderung selbstregulativen Lernens dazu beitragen, Feedback über eigene Kognitionen effektiver in Anwendungen zu überführen.

Stichwörter: Selbstregulation; Interventionsforschung; Lernstrategien; Selbstregulation beim Lernen