Religiosität, gesellschaftliche Einstellungen und politische Orientierungen in Deutschland

Müller O, Pollack D

Forschungsartikel (Zeitschrift)

Zusammenfassung

Der Beitrag fragt danach, wie sich die religiöse Landschaft in Deutschland heute gestaltet und in welcher Beziehung sie zu anderen Bereichen des gesellschaftlichen Zusammenlebens steht. Dabei richtet sich der Blicksowohl aufallgemeine und übergreifende Tendenzen und Musterals auch auf Aspekte, die unterschiedliche soziale Gruppen voneinander trennen. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss wird die aktuelle Situation und Entwicklung des religiösen Feldes anhand ausgewählter Befunde aus demReligionsmonitor dargestellt. Neben der Differenzierung zwischen dem Gebiet der „alten“ Bundesrepublik und dem der ehemaligen DDR steht hierbei der Vergleich der gesellschaftlich bedeutendsten religiösen bzw. weltanschaulichen Gruppierungen im Mittelpunkt. Schließlich wird analysiert, inwieweit sich die Gruppen im Hinblick auf ausgewählte gesellschaftliche und politische Einstellungen und Orientierungen unterscheiden. Mit Blick auf die Rolle der Religion in der Gesellschaft und ihre Bedeutung für die Bevölkerung verläuft innerhalb Deutschlands nach wie vor eine entscheidende Trennlinie zwischen dem weitgehend säkularisierten „Osten“ und dem noch immer vergleichsweise stark konfessionell-religiös geprägten „Westen“. Innerreligiöse Differenzen lassen sich hauptsächlich zwischen den christlich geprägten Bevölkerungsteilen auf der einen und der muslimischen Minderheit auf der anderen Seite ausmachen. Hinsichtlich der Frage, inwieweit Religion auch in andere Wertebereiche hineinwirkt und welche Rolle sie in diesem Zusammenhang für Aspekte des sozialen Zusammenhalts spielt, fällt das Ergebnis ambivalent aus: In Bezug auf die Zustimmung zur Legitimität der Demokratie konnten wir kaum Differenzen zwischen den Religionen ausmachen, wohl aber zwischen verschiedenen Typen von Religiosität. Einstellungen zu Geschlechterrollen und zur gleichgeschlechtlichen Ehe differieren dagegen auch in Abhängigkeit von der religiösen Zugehörigkeit. Stärkere Vorbehalte gegenüber liberalen geschlechterspezifischen Haltungen lassen sich vor allem bei Befragten muslimischen Glaubens feststellen, wobei sich über die Generationen hinweg eine Annäherung an die anderen Gruppen feststellen lässt.

Details zur Publikation

Veröffentlichungsjahr: 2022
Sprache, in der die Publikation verfasst istDeutsch
Link zum Volltext: https://link.springer.com/article/10.1007/s41682-022-00108-1