SPP 1921: "Intentional Forgetting" in Organisationen - Teilprojekt: "Getrost" Vergessen: Determinanten und Auswirkungen einer vertrauensvollen Nutzung von Informationssystemen in Organisationen

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des Projektes: Teilprojekt in DFG-Verbund koordiniert außerhalb der Universität Münster
Laufzeit: 01.01.2020 - 31.01.2023 | 2. Förderperiode

Beschreibung

Organisationen machen neue Strategien im Umgang mit Informationen erforderlich. Effektives Wissensmanagement erfordert dabei eine flexible Selektion von jeweils wesentlichen Informationen, bspw. bei Entscheidungsprozessen unter Unsicherheit oder hoher Dynamik der Märkte. Informationssysteme können hier kognitive Kapazität von EntscheiderInnen entlasten und emotionale Beanspruchung und Stress reduzieren. Eine wichtige Voraussetzung für diese positiven Effekte ist allerdings, dass NutzerInnen die Informationssysteme vertrauensvoll nutzen, um quasi „getrost" zu vergessen. Das aktuelle Forschungsvorhaben hat zum Ziel, die psychologischen Prozesse eines vertrauensvollen Nutzens von Informationssystemen, die gezieltes Vergessen ermöglichen, zu modellieren und empirisch zu untersuchen. Ausgehend von Befunden der kognitiven Grundlagenforschung zu Intentional Forgetting (bspw. Bjork, 1970) konnte im ersten Antragsabschnitt dieses Forschungsvorhabens gezeigt werden, dass gezieltes Vergessen („Directed forgetting" als Variante von „Intentional Forgetting") von Gedächtnisinhalten auch in einem simulierten Wirtschaftskontext mit komplexen Entscheidungsaufgaben auftreten kann. Auslöser für dieses Vergessen war dabei nicht eine explizite Instruktion (zu vergessen), sondern die Verfügbarkeit eines Managementinformationsystems (MIS), das quasi implizit Vergessen ausgelöst hat. Wie erwartet war dabei das Vertrauen der UntersuchungsteilnehmerInen in das MIS eine wesentliche Voraussetzung für die Effekte von gezieltem Vergessen. Im beantragten zweiten Antragsabschnitt sollen diese vielversprechenden Befunde in existierenden Arbeitskontexten in Organisationen repliziert, erweitert und nutzbar gemacht werden. Dazu sollen in Kooperation mit betrieblichen Praxispartnern mehrere Versionen eines MIS implementiert werden, das gezieltes Vergessen ermöglicht. Dieses MIS soll in existierenden sozio-technischen Systemen im Rahmen eines Feldexperiments mit mehreren Messzeitpunkten (prä-post Design) und zwei Varianten des MIS (Messwiederholung) sowohl technologisch als auch nach psychologischen Kriterien (Maße für kognitive Leistung, erlebter Stress, etc.) validiert werden. Außerdem soll die im Projekt entwickelte theoretische Modellierung von Vertrauen in MIS als Voraussetzung von gezieltem Vergessen quantitativ in zwei großen Befragungsstudien mit Berufstätigen aus unterschiedlichen Organisationen geprüft werden. In der ersten dieser Studien werden konkrete Nutzungsereignisse aus dem beruflichen Alltag „in situ" erfasst. In der zweiten Studie soll, mit Blick auf zukünftige Weiterentwicklungen, der zusätzliche Einfluss selbstlernender Elemente auf das Vertrauen in MIS und damit verbundenem gezielten Vergessen untersucht werden. Das Forschungsvorhaben folgt damit insgesamt einem Full-Cycle Ansatz, demzufolge Theoriebildung und experimentelle Überprüfung durch Feldstudien komplettiert werden.

Stichwörter: intentionales Vergessen; Organisationspsychologie; Arbeitspsychologie; Wirtschaftsinformatik; Motivation; Emotionen