Kulträume im hellenistisch-römischen Ephesos (3. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr.): Eine Fallstudie zu städtischem Wachstum und religiösem Wandel

Grunddaten zum Promotionsverfahren

Promotionsverfahren erfolgt(e) an: Promotionsverfahren an der Universität Münster
Beginn des Verfahrens01.06.2021
Ende des Verfahrens31.05.2024
Name der*des Promovend*inDerichs, Jonas
PromotionsfachAlte Geschichte
AbschlussgradDr. phil.
Verleihender FachbereichFachbereich 08 - Geschichte/Philosophie

Beschreibung

Als Lysimachos zu Beginn des 3. Jh.s v. Chr. das alte Siedlungsgebiet von Ephesos zugunsten eines neuen Stadtzentrums zwischen dem Panayır Dağı und dem Bülbül Dağı aufgab, hatte dies notwendigerweise auch Auswirkungen auf die über Jahrhunderte entstandenen religiösen Traditionen: Für das neue Ephesos bedurfte es neuer Gottheiten, Heiligtümer und nicht zuletzt sinnstiftender Erzählungen über die veränderte lokale Topographie und ihre (ferne) Geschichte. Darüber hinaus sorgte der Umstand, dass das an der Westküste Kleinasiens gelegene Ephesos im Laufe der hellenistischen Epoche zur Großstadt und spätestens seit der römischen Kaiserzeit zum administrativen Zentrum der reichen Provinz Asia anwuchs, notwendigerweise für weitere Anpassungen im Bereich der religiösen Infrastruktur und kultischen Praxis. Ebendiesem reziprok anzusetzenden Verhältnis zwischen „Urbanisierung“ und „Religion“ gilt unter Zugrundelegung des Modells der „urbanisierenden / urbanisierten Religion“ (Rüpke 2020) das zentrale Erkenntnisinteresse des Dissertationsprojektes. Für ein solches Vorhaben stellt das hellenistisch-römische Ephesos ein einzigartiges Untersuchungsfeld dar, weil es erstens als eine der wenigen Großstädte der griechisch-römischen Antike nicht modern überbaut worden ist und zweitens im Zuge der mittlerweile mehr als hundertjährigen Grabungsgeschichte durch das Österreichische Archäologische Institut besonders gut erschlossen wurde. Unter der Prämisse, dass Räume nicht nur die Produkte von individuellem oder gesellschaftlichem Handeln darstellen, sondern gleichzeitig auch jenes Handeln prägen, bietet es sich an, die verschiedenen für Ephesos archäologisch, epigraphisch, numismatisch und literarisch überlieferten topographisch oder sozial definierten Kulträume (Definitionen bei Wiemer 2017) als Indikatoren für urbanistische und religiöse Dynamiken zu fokussieren. Inwiefern waren diese von ihrem unmittelbaren Umfeld und von anderen Kulträumen architektonisch oder durch den Einsatz von Medien abgegrenzt? Oder lassen sich Verflechtungen erkennen, die auf die Entstehung von unter Umständen supra-lokalen Kultlandschaften hindeuten können. Mit welcher Intensität wurden sie sakralisiert und somit dem „profanen“ Handeln bisweilen dauerhaft entzogen? Und schließlich: Wie wurden sie von „privaten“ Individuen, Amtsträgern, Gruppen, und der Polis als Gemeinschaft kultisch oder aus anderen Motiven heraus genutzt? Durch die Erfassung und möglichst umfassende Interpretation der zu untersuchenden Kulträume soll besser nachvollzogen werden können, inwiefern Religion von Veränderungen unterliegenden städtischen Manifestationen, Netzwerken und Lebensstilen geprägt wurde sowie gleichzeitig selbst einen entscheidenden Faktor bei der Erschließung des Stadtgebietes und der Durchdringung des Hinterlandes darstellte. Letztendlich soll diese Fallstudie auch zu einem verbesserten Verständnis von griechischer Religion in der post-klassischen Polis führen.

Projekte in denen das Promotionsverfahren erfolgt(e)

Laufzeit: seit 02.11.2020 | 1. Förderperiode
Gefördert durch: DFG - Exzellenzcluster
Art des Projekts: Teilprojekt in DFG-Verbund koordiniert an der Universität Münster