Deathscapes im östlichen mediterranen Raum: Memorialorte und ihre politische Instrumentalisierung im Mittelalter.

Grunddaten zum Promotionsverfahren

Promotionsverfahren erfolgt(e) an: Promotionsverfahren an der Universität Münster
Beginn des Verfahrens01.04.2019
Ende des Verfahrens31.03.2022
Name der*des Promovend*inPoeschel, Hildegard
PromotionsfachByzantinistik
AbschlussgradDr. phil.
Verleihender FachbereichFachbereich 08 - Geschichte/Philosophie

Beschreibung

Der Umgang mit den Toten und die Pflege von Erinnerungen sind Konstanten der Kulturen und Religionen der Vormoderne und Neuzeit. Damit einher geht die Auffassung, dass die Ablehnung und Störung des Totenfriedens, insbesondere im Zusammenhang mit der gewaltsamen Vernichtung oder vollständigen Entfernung von Gräbern oder Friedhöfen, durchgängig negative Konnotationen haben. Der in den Forschungsbereichen der kulturgeographischen Wissenschaften geprägte Begriff "deathscape" eignet sich aufgrund seiner perspektivischen Breite als Oberbegriff hervorragend, um das hier untersuchte Phänomen zu verankern. Dabei werden sowohl die Lage und Organisation von Grabstätten in der Landschaft als auch die sozialen Auswirkungen (von Memorialorten bis hin zu religiösen Kult- und Verehrungsorten, z.B. von Märtyrern) behandelt. Darüber hinaus können solche Orte im politischen handeln nach innen und außen genutzt werden: Einerseits wird Macht inszeniert, andererseits kann (politische und heilige) Autorität durch (Zerstörung) beschädigt, getroffen oder sogar ausgelöscht werden. Dieses Projekt konzentriert sich auf den zweiten Aspekt. Insbesondere in den Kontaktzonen zwischen dem christlich geprägten Westen und den angrenzenden islamisch orientierten Religionsgemeinschaften (vor allem in Kleinasien und im Mittleren Osten, d.h. im östlichen Mittelmeerraum) sind Angriffe auf die Bestattungskultur der anderen zu beobachten. Die Bestattung wird abgelehnt, muslimische und christliche Friedhöfe werden entweiht, die Auslöschung des Gedächtnisses an genealogische Traditionen sowie die Entfernung von Memorialorten (oder ihr Transfer) werden auf beiden Seiten als Waffen eingesetzt. Diese Phänomene können nur in Religionsgemeinschaften verstanden werden, die ähnliche Praktiken der Erinnerung an die Toten anwenden.