Wissenschaftlicher Kommentar zur DİTİB Jugendstudie 2021

Demmrich, Sarah; Ezli, Özkan; Bokler-Völkel, Evelyn

Rezension (Zeitschrift)

Zusammenfassung

Die Ditib-Jugendstudie 2021 verspricht Einblicke in die Lebenswelten türkeistämmiger Jugendliche, aus denen für die Ditib als größte deutsche Moscheevereinigung Empfehlungen in der Jugendarbeit in Deutschland gezogen werden. Bei der Lektüre offenbaren sich jedoch in der Studie – trotz der sehr interessanten mehrschichtigen affektiven Spannungslage der Jugendlichen zwischen Partizipation und dem Gefühl des Fremdseins in Deutschland, die das erhobene Material andeutet – , von Beginn an erhebliche Mängel sowohl in der qualitativen als auch in der quantitativen Methodik, die sich in weitgehend nicht belastbaren Empfehlungen und Schlussfolgerungen für die Praxis fortsetzen. Die theoretischen Defizite manifestieren sich zunächst in fehlenden Begriffsdefinitionen, epistemologischen Fehlschlüssen, unzureichender Methodenbeschreibung, fehlerhafter Datenauswertung, mangelnder Einbettung in die bisherige Forschung sowie Überinterpretation der Ergebnisse. Darüber hinaus erweist sich der wissenschaftlich nicht fundierte Umgang mit Religion, Identität, Radikalisierung etc. als folgenreich für die praktischen Empfehlungen, die nicht zuletzt deshalb widersprüchlich und mitunter nicht nachvollziehbar sind. Die Studie bleibt damit weit unterhalb ihrer Möglichkeiten innerhalb eines Themenfeldes, dessen erhebliche Relevanz unzweifelhaft ist.

Details zur Publikation

Veröffentlichungsjahr: 2022
Sprache, in der die Publikation verfasst istDeutsch