Gewaltprävention und Förderung pädagogischer Trainingsqualität im Deutschen Turner-Bund

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des Projektes: Gefördertes Einzelprojekt
Laufzeit: 01.04.2023 - 31.12.2023

Beschreibung

Gewalt in interpersonalen Beziehungen im Sport, bei denen auf der einen Seite Trainer*innen oder weitere Verantwortliche, auf der anderen Seite Athlet*innen stehen, sind schon länger ein dringendes Thema im Leistungssport. Es steht außer Frage, dass geeignete Präventionsmaßnahmen auf verschiedenen verbandlichen Ebenen entwickelt und implementiert werden sollten; dies gilt für Deutschland ebenso wie international. Das vorliegende Projekt soll sowohl unmittelbar unterstützend zur Entwicklung und Implementierung von besonders praxisnahen Präventionsmaßnahmen beitragen sowie durch empirisch Begleitforschung auf einer breiteren Ebene nutzbare Erkenntnisse liefern. Im Fokus stehen dabei Verhaltensregeln für Trainer*innen, Athlet*innen, Eltern und Funktionär*innen, die die allgemein-abstrakten Formulierungen im aktuellen Trainer-Ehrenkodex auf einer praxisnahen Ebene konkretisieren und ergänzen. Solche Verhaltensregeln werden international als Präventionsmaßnahmen als dringlich eingeschätzt, denn sie können durch ihre konkreten Vorgaben für alle Beteiligten klare Orientierungen geben und damit auch stärker verhaltenssteuernd wirken. Es kann aber nur dann erwartet werden, dass Verhaltensregeln von den unmittelbaren Akteur*innen im Leistungssport akzeptiert und normativ anerkannt werden, wenn die verschiedenen Stakeholder in die Entwicklung und Implementation partizipativ eingebunden werden. Das Problem der Spannung von partizipativer Entwicklung einerseits und verbandlicher Verbindlichkeit andererseits stellt sich auch im Hinblick auf verschiedene innerverbandliche Ebenen. Es stellt sich deshalb die wichtige Aufgabe, eine Prozessstruktur und Einzelbausteine der Organisationsentwicklung zu entwickeln, die Top-Down- und Bottom-Up-Prozesse nachhaltig und wirksam verknüpfen. Das Projekt ist modular aufgebaut. Es soll die folgenden Serviceleistungen erbringen und wissenschaftlich evaluieren: Modul A: Entwicklung eines Katalogs von Verhaltensregeln im Deutschen Turnerbund, der künftig von anderen Gliederungen für die eigene partizipative (Weiter-)Entwicklung genutzt werden kann Modul B: Konzeption einer strukturierten Vorgehensweise zur Weiterentwicklung von Verhaltensregeln mit unterschiedlichen Stakeholdern, die hier erprobt und als klar umrissene Bausteine bei späteren Prozessen genutzt werden können (Workshops) Modul C: Erstellung von Materialien zur Implementation und Dissemination von Verhaltensregeln (Rahmung in „Codes of Conduct“, Informations-Materialien für unterschiedliche Stakeholder) Modul D: Entwicklung von Fragebogeninstrumenten für ein fortlaufendes Monitoring, das niederschwellige Zugänge zu Gewalterfahrungen von Sportler*innen liefert und damit frühe Indikatoren für Handlungsbedarfe aufzeigt. Um die Nützlichkeit und Akzeptanz der prototypisch konzipierten Organisationsentwicklungsstruktur wissenschaftlich bewerten zu können, soll das entwickelte Vorgehen einerseits auf Bundesebene im DTB und andererseits beispielhaft am Hessischen Turnverband (HTV) durchgeführt und v. a. durch qualitative Beforschung evaluiert werden. Die entwickelten Befragungsinstrumente sollen zur Validierung und Bewertung eines Ist-Zustandes im Querschnitt im HTV eingesetzt und ausgewertet werden.

Stichwörter: Präventionsmassnahmen; Leistungssport