EXC 2060 A3-7 - Figuren des Hasses. Prolegomena zu einer Literatur- und Kulturgeschichte

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des Projektes: Teilprojekt in DFG-Verbund koordiniert an der Universität Münster
Laufzeit: 01.01.2019 - 31.12.2025 | 1. Förderperiode

Beschreibung

Das Wort ‚Hass’ hat in den öffentlichen Debatten der Gegenwart vor dem Hintergrund weitreichender geopolitischer Veränderungen und tiefgehender sozialer und religiöser Spannungen eine bemerkenswerte Präsenz und neue Aktualität erhalten. Die Rede ist etwa von ‚Hasspredigern‘, ‚Hasskommentaren‘, ‚Hassmails‘; auch wurde über die Normalisierung von Hass diskutiert. Das Projekt widmet sich den diskursiven Funktionen des Hasses in einer historischen wie in einer systematischen Perspektive, indem es weniger danach fragt, was Hass ‚ist‘, sondern welche Rolle Hass-Zuschreibungen in spezifischen historisch-kulturellen Zusammenhängen zukommt. Dabei werden auch psychologische und affekttheoretische Zugänge berücksichtigt. Hass erscheint als ein komplexes Beziehungsgefüge: Wer Hass zuschreibt, ist bereits Teil einer sozialen Hass-Relation. Das Projekt lotet auch das Verhältnis des Hasses zu vergleichbaren Affekten wie Wut oder Zorn aus. Bemerkenswerterweise stellt die Hass-Attribution sehr häufig auch einen Bezug zur Liebe dar, die entweder als entgegengesetzter Affekt oder als mit dem Hass konstitutiv verbundene Relation (‚Hassliebe‘) aufgefasst wird. Ein bevorzugtes Reflexionsmedium für die kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Funktionen von Hass ist die Literatur. Insbesondere die Theaterbühne bietet sich dem Hass zur wirkungsvollen Inszenierung dar. Damit stellt sich aber auch die Frage nach dem Ethos künstlerischer Hass-Performances im Verhältnis zum auf die Realität bezogenen Hass-Diskurs. Im Rahmen des Projekts soll eine Literatur- und Kulturgeschichte des Hasses erarbeitet werden, die bei der antiken Literatur und der Bibel einsetzt und über die Frühe Neuzeit, die Zeit der Befreiungskriege, Moderne und Postmoderne bis zu den gegenwärtigen Auseinandersetzungen reicht.

Stichwörter: Religion; Politik; Figuren; Hass; Literaturgeschichte; Kulturgeschichte