Rolle und Funktion der Zentren für Lehrerbildung/Schools of Education in Nordrhein-Westfalen. Ergebnisse einer landesweiten Dokumentenanalyse

Gollub P, Holle J, Roer L

Abstract in digital collection (conference)

Abstract

Eine Empfehlung der Terhart-Kommission und der verschiedenen Reformkonzepte der frühen Nullerjahre ist die Gründung von Zentren für Lehrerbildung, die sich bis heute fest in der universitären Struktur etabliert haben. Zur Gestaltung der Zentren schlug „[...] die Kommission kein einheitliches, verbindliches Modell vor" (Terhart 2000, S. 109). Als eine logische Konsequenz wurden die Zentren „[...] mit allen nur denkbaren Aufgabenzuschreibungen" (Blömeke 2000, S. 251) versehen, so dass die heterogene Ausgestaltung bis heute anhält. Die Zentren für Lehrerbildung stellen in Anbetracht der wenigen vorliegenden empirischen Studien (vgl. Böttcher/Blasberg 2015, Hilligus 2005, Weyand/Schnabel-Schüle 2010) ein nahezu unerforschtes Feld dar. Dieses weitgehende Desiderat steht laut Rothland und Terhart „in einem deutlichen Widerspruch zum Ausmaß an empirischer Forschung, die zur Lehrerbildung [...] durchgeführt worden ist" (2010, S. 798). Die vorliegende Studie vergleicht mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2018) öffentlich zugängliche Dokumente alle Zentren für Lehrerbildung/Schools of Education im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Mit seinen „älteren" Zentren und deren gewachsenen Strukturen kann es als ‚Keimzelle‘ bei der Umsetzung des Reformvorschlages angesehen werden. Ein Ergebnis ist, dass die Zentren die Funktion einer vertikal und horizontal verzahnenden, organisierenden Institution sowie die Rolle eines inneruniversitären Qualitätsmanagers im Diskursfeld Lehrerbildung wahrnehmen. Dabei sind sie, obgleich alle das Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung der Lehrer*innenbildung verfolgen, im Detail hinsichtlich der Intensität der Ausdifferenzierung dieser Kernaufgaben höchst heterogen. Das mag vor allem an der unterschiedlichen Ausgestaltung der Zentren durch die Hochschulen liegen, wodurch eine Spannweite von einer ‚kleinen Verwaltungseinrichtung‘ bis hin zu einer ‚Dachverbandsorganisation mit fakultätsähnlichem Status‘ erreicht wird. Erfreulicherweise lässt sich seit den letzten Studien zu den Zentren für Lehrerbildung/Schools of Education (2010 und 2015) ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess an allen Standorten nachzeichnen. In Planung ist eine Folgestudie, die über die offiziellen Dokumente hinausgeht und methodentriangulierend angelegt ist, um hinsichtlich der Rolle und Funktion der Zentren und ihrer Ausprägungen weiterführende und tiefergreifendere Ergebnisse zu generieren.

Details zur Publikation

Release year: 2020
Language in which the publication is writtenGerman