Didaktum. Didaktisches Wissen und berufliche Motivation von Lehramtsstudierenden (Didaktum)

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des Projektes: Eigenmittelprojekt
Laufzeit: 01.10.2009 - 31.12.2011

Beschreibung

Schon oft ist der Lehrerausbildung, insbesondere dem erziehungswissenschaftlichen Teilstudium, Beliebigkeit und mangelnde Wirksamkeit vorgeworfen worden. Insbesondere die angehenden Lehrkräfte selbst fühlen sich häufig zu wenig auf ihren späteren Beruf vorbereitet. Demgegenüber steht die Annahme, dass in der universitären Lehrerausbildung durchaus pädagogisches Professionswissen, das für die erfolgreiche Bewältigung der Herausforderungen im Lehrerberuf hoch relevant ist, vermittelt und erworben werden kann, insbesondere wenn es sich auf das Kerngeschäft des Unterrichtens bezieht; auch dürfen von der Ausbildung, sofern sie bestimmten Qualitätskriterien genügt, positive Einflüsse auf zentrale berufsbezogene Motivkonstellationen und selbstregulative Fähigkeiten erwartet werden. Der Diskussion um die Funktion der dabei relevanten erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen (vor allem der Schulpädagogik), ihre Leistungsfähigkeit und ihre generelle Bedeutung für den Erwerb professioneller Kompetenzen zukünftiger Lehrkräfte (d.h. kognitive, motivationale und selbstregulative Voraussetzungen für die Bewältigung späterer beruflicher Anforderungen) fehlt jedoch eine belastbare empirische Basis. Damit sind zumindest zwei Problembereiche der empirischen Lehrerausbildungsforschung angesprochen: (1.) Mit der Entwicklung testdiagnostischer Verfahren, mit denen der Erwerb von professioneller Kompetenz, etwa im Bereich didaktischen Wissens als Teil des pädagogischen Professionswissens, ist gerade erst begonnen worden und (2.) mangelt es grundsätzlich an Längsschnittstudien, die Erwerbsprozesse professioneller Kompetenz durch angehende Lehrkräfte modellieren. Forschungsdesiderata bestehen also darin, die Entwicklung geeigneter Verfahren zur Messung von professioneller Kompetenz zu vertiefen sowie solche Verfahren in komplexen Untersuchungsdesigns einzusetzen. Das Projekt DIDAKTUM begegnet diesen Desideraten. Untersucht wird die Entwicklung kognitiver, motivationaler und selbstregulativer Komponenten professioneller Kompetenz von angehenden Lehrkräften in der ersten Ausbildungsphase. Für die Erfassung der kognitiven Komponente kommen drei bisher entwickelte Papier-und-Bleistift-Tests zur Erfassung des didaktischen Wissens von angehenden Lehrkräften vergleichend zum Einsatz: Ein Test zur Erfassung ihres methodischen Wissens zum effektiven Unterrichten (Lüders), ein Test zur Erfassung ihres Wissens über „Erziehung und Klassenführung“ (Lüders) und ein Test zur Erfassung ihres „pädagogischen Unterrichtswissens“ (Kurzfassung des TEDS-M Instruments; König & Blömeke, 2010). Für die Untersuchung der motivationalen Charakteristika angehender Lehrkräfte werden die Faktoren erfasst, die aufseiten der Studierenden die Berufswahl Lehramt beeinflussen. Grundlage der Erhebung ist eine deutsche Übersetzung der der FIT-Choice-Skala (Factors Influencing Teaching Choice) von Paul Richardson und Helen Watt (Watt & Richardson, 2007)). Die selbstregulativen Fähigkeiten werden konkretisiert als arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensstile über das AVEM-Inventar von Schaarschmidt und Fischer (2008) erhoben. Ergänzend zu den Berufswahlfaktoren und arbeitsbezogenen Verhaltensmustern werden allgemeine Persönlichkeitsmerkmale der angehenden Lehrkräfte mit Hilfe des NEO-Fünf-Faktoren-Inventars erfasst (Borkenau & Ostendortf, 2008). Zielpopulation sind Master-Studierende der Ausbildungsgänge „Pädagogik der Kindheit“ und der Magister Lehramtsstudiengänge für Grund- und Regelschule an der Universität Erfurt. Vorgesehen sind mehrere Messzeitpunkte: zu Beginn ihres Master- bzw. Magister-Studiums, nach einem Jahr, am Ende ihres Master- bzw. Magister-Studiums und am Ende ihres Referendariats. Folgende Zielstellungen werden verfolgt: (1.) Der parallele Einsatz der beiden unabhängig voneinander entwickelten Instrumente zielt auf eine gegenseitige Konstruktvalidierung sowie komplexe Analysen der beiden Instrumente, die Perspektiven für zukünftige Entwicklung von Testinstrumenten zur Erfassung didaktischen Wissens in der Lehrerausbildung aufzeigen sollen. Zusätzlich werden mit beiden Instrumenten konzeptionell unterschiedliche Bereiche didaktischen Wissens erfasst, sodass eine differenzierte Evaluation des erziehungswissenschaftlichen Studiums, insbesondere mithilfe des verwendeten Längsschnittdesigns, ermöglicht wird. (2.) Des Weiteren ist es das Ziel des Forschungsprojekts, Zusammenhänge zwischen den Ausprägungen der Leistungsmerkmale der angehenden Lehrkräfte (hier: unterrichtsbezogenes Wissen) auf der einen und den erfassten Variablen der Berufswahlmotivation unter Berücksichtigung allgemeinen Persönlichkeitsmerkmale und arbeitsbezogener Verhaltensstilen auf der anderen Seite zu überprüfen, um zu klären, ob unterschiedliche Motivkonstellationen, Persönlichkeitsausprägungen sowie arbeitsbezogene Verhaltensmuster mit der Ausprägung von berufsrelevanten Leistungsmerkmalen der Studierenden in Verbindung stehen. Das Forschungsprojekt DIDAKTUM leistet damit einen Beitrag zu der in der empirischen Forschung zum Lehrerberuf bislang kaum bearbeiteten, aber gleichwohl zentralen Frage, ob und in welchem Zusammenhang unterschiedliche Motivkonstellationen sowie berufsrelevante Persönlichkeitsmerkmale von angehenden Lehrkräften mit Aspekten der Kompetenzentwicklung in der ersten Phase der Lehrerbildung stehen. (3.) Schließlich werden die beiden einbezogenen Studiengänge (Pädagogik der Kindheit, auf die Qualifizierung des Grundschullehramts zielend; Realschullehramt) in den Analysen vergleichend gegenübergestellt. Der Einfluss der Lerngelegenheiten wird modelliert, um evaluative Aussagen zu den neu eingerichteten Studiengängen zu erhalten.

Stichwörter: Didaktik; Motivation; Lehramtsstudierende