Europa wird in den aktuellen politischen und kulturellen Debatten als historische, politische, ökonomische oder als geistige Bezugsgröße entworfen. Argumente, die Europa als räumlich-geographische Größe adressieren, spielen explizit kaum eine Rolle mehr; implizit aber werden immer wieder Landkarten und Kartenbilder zur Veranschaulichung von europabezogenen Sachverhalten verwendet. Topographische Argumente kommen beispielsweise zum Zuge, wenn es um die geographisch nicht markierte Grenze Europas im Osten (in Russland oder in der Türkei) oder um die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika geht. Das Projekt widmet sich auf der Grundlage des spatial und des topographical turn, die Räume und Orte nicht als geographische Gegebenheiten betrachten, sondern als Prozess und Resultat sozialer Praktiken und medialer Verfahren, der räumlichen Figuration Europas in literarischen und essayistischen Texten der Gegenwart. Ziel ist es herauszuarbeiten, wie die Literatur auf der Grundlage ihres spezifischen Reflexions- und Konstruktionsbewusstseins Europa als imaginativen Bedeutungsraum entwirft und welcher Beitrag zur politischen Europa-Diskussion sich aus der literarischen Figuration Europas gewinnen lässt.
Wagner-Egelhaaf, Martina | Professur für Neuere deutsche Literaturgeschichte (Prof. Wagner-Egelhaaf) |
Wagner-Egelhaaf, Martina | Professur für Neuere deutsche Literaturgeschichte (Prof. Wagner-Egelhaaf) |